Rundreise Teil 2

23.12.2018Logbuch

Die Insel Santo Antao

Am Freitag, 07.12. verlassen wir schon kurz nach 7.00 Uhr das Boot und laufen zum Fährhafen. Denn heute fahren wir mit der Fähre nach Santo Antao.
Diese Insel ist die zweitgröße, zweithöchste und die nördlichste der Kapverdischen Inseln. Nach einer Stunde Fahrzeit kommen wir in Porto Novo im Südosten der Insel an und werden von Nico, unserem Guide und einem Fahrer abgeholt. Nachdem wir uns mit unseren dicken Rucksäcken durch die Traube von Aluguer-Fahrern, die um Fahrgäste buhlen, gewühlt hatten, ging die Fahrt aus der in den letzten Jahren schnell gewachsenen Stadt nach Ponta do Sol im Norden. Unterwegs gewinnen wir schon einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Insel. Die Strasse ist, wie die meisten Strassen hier mit Steinen von der Insel in Handarbeit gepflastert. Sie windet sich in Serpentinen aufwärts auf der sehr trockenen Ostseite der Insel. Aloe und Akazien wurden in mühevoller Handarbeit geplanzt, um das trockene Land vor Erosion zu schützen.
Mit zunehnder Höhe wird es güner. Wir sehen Pinen, Zypressen, Eukalyptus und Kiefern. Es sieht fast aus wie in der Toscana! Hier wurden tatsächlich mit importierten Pflanzen aufgeforstet, um die Feuchtigkeit zu halten.
Bald erreichen wir den 1170 m hohen Cova Krater, wo sich spektakuläre Ausblicke bieten. Die runde Caldeira des Kraters bekommt durch ihre Lage zum ständig wehenden NE-Passat genügend Feuchtigkeit, so dass hier erfolgreich Gartenbau betrieben werden kann.
Es bieten sich Ausblicke auf die nördlichen Täler, die im Gegensatz zu den südlichen sehr grün sind. Das Paul-Tal werden wir uns morgen näher ansehen. Auf der Nordseite geht es langsam wieder talwärts. Unterwegs kennt Nico eine kleine unscheinbare Bar, in der wir rustikal auf dem Dach des Nachbarhauses sitzend, eine Kaffeepause einlegen. Dazu gibt es regionalen frischen Ziegenkäse, sehr lecker. Alleine hätten wir diesen Ort niemals gefunden!!!
Gleich nebenan ist gerade Pause in der Grundschule des Ortes. Wir erfahren von Nico, dass es in jedem Ort eine Grundschule für die ersten 6 Schuljahre gibt. Ausserdem gibt es für alle Kinder jeden Tag ein warmes Essen und das alles ist kostenlos. Eine Mittelstufe gibt es nicht, in die High-School gehen die Schüler von Klasse 7 bis 12, wobei die Schulpflicht bis zur 8. Klasse geht. Diese Schulen gibt es zusammengefasst für eine Region. Nach Abschluss der 12. Klasse kann man zur Universität gehen, die es auf den größeren Inseln gibt. Das ist aber ziemlich teuer und schon deshalb nicht für alle möglich. Alle Schüler, die nicht studieren, haben aber die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen. Später zeigte uns Nico voller Stolz die High-School, die er in Ribeira Grande, der Inselhauptstadt, besucht hat. Ein Stück fahren wir noch an der nördlichen Küstenstrasse entlang, dann haben wir Ponta do Sol erreicht, wo wir für 3 Nächte in der kleinen Pension ‚Musica do Mar‘ ein Zimmer haben. Hier gefällt es uns sehr gut. Die Chefin Carla spricht deutsch. Sie hat es in Ulm gelernt, wie sie stolz berichtet. Unser Zimmer hat einen großen Balkon mit mit Meerblick und bequemen Liegestühlen, wo wir den Abend ausklingen lassen.
Am Sonnabend werden wir um 9.00 Uhr von unseren beiden Begleitern abgeholt. Heute steht eine Fahrt auf der östlichen Küstenstrasse, vor allem aber eine Wanderung durch das Paultal und ein Mittagessen aus regionalen Produkten auf dem Programm. Was stellt sich so ein Flachlandmensch wie wir unter einer Wanderung durch ein Tal vor? Ein Spaziergang auf nahezu ebenem Gelände, im Tal eben … naja, man wird sich auch mal irren dürfen! Das Tal hat uns auf jeden Fall begeistert. Gleich zu Beginn sehen wir einige der traditionellen Häuser, in denen die Leute hier noch bis etwa vor 30 Jahren gelebt haben. Sie sind komplett aus den Materialien gebaut, die hier zur Verfügung stehen.
Das Tal liegt günstig zum Passat, so dass es hier genügend Wasser gibt. Überall hört man kleine Wasserläufe glucksen. Es sorgt dafür, dass der Tisch hier reich gedeckt ist. Es werden vor allem Bananen, verschiedene Gemüse und Zuckerrohr angebaut. Dazwischen sieht man Mango- und Affenbrotbäume, Kokos- und Dattelpalmen. Immer wieder sind auch Mandel-, Papaya- und Orangenbäume zu sehen. Hier wächst auch Ananas und vor allem Kaffee, der beste auf der Welt, wie man hier sagt. Wir kaufen eine Tüte fein gemahlenen, weil wir auf dem Boot keine Kaffeemühle haben. An den Hängen werden Mais, Bohnen und Maniok angebaut, die Grundlage für das Nationalgericht Cachupa. Auf den gemauerten serpentinenartigen Pfaden lässt es sich auch für uns ganz gut laufen. wir haben Zeit und gehen langsam.
Nico begrüßt unterwegs viele Leute, er scheint hier überhaupt alle zu kennen, denn bis vor 3 Jahren hat er im Paul-Tal gelebt. Kurz bevor wir die Gaststätte und unser heutiges Mittagessen erreichen, rutscht Wolfgang von einer Kante ab und verletzt sich den Knöchel, der sofort anschwillt. Hilfe ist schnell organisiert, so dass er das letzte Stück des Weges sozusagen auf Händen getragen wird. Die Wirtin ist sofort mit Kühlakkus zur Stelle. Aus dem Essen wird aber leider nichts, denn Nico drängt, in ein Hospital zu fahren. Dort gibt es wenigsten Schmerztabletten, denn 1 Std. Holperweg zum Röntgen lehnt Wolfgang ab. Wir werden ins Hotel gebracht, dort gibt’s auch gleich Eis zum Kühlen und Wanderstöcke von Carla, die beim Arzt gedolmetscht hat, zum Treppen steigen.
Balkon im 'Musica do Mar'  
Balkon im ‚Musica do Mar‘
Am Sonntag war sowieso ein Ruhetag geplant und am Montag geht es mit der Fähre zurück nach Sao Vicente, wo wir für einen Tag wieder auf dem Boot sind. Maren von der Reiseagentur weiss schon Bescheid und fragt uns, ob wir denn die Reise fortsetzen wollen. Na klar, aber ohne Wandern. Sie gibt das weiter und so wissen die Guides auf den anderen Inseln gleich Bescheid und können sich darauf einstellen. Uns hat die Insel und besonders auch unsere Begleitung sehr gut gefallen. Geübte Gebirgswanderer sollen hier noch viele interessante Touren finden.

Wir wünschen allen Lesern ein frohes und erholsames Weihnachtsfest!

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