Rückhol-Aktion

22.04.2020Logbuch

Seit in Grenada
der Flughafen geschlossen wurde und unsere bereits gebuchten (2) Flüge nicht stattfinden, haben wir selbst keine Möglichkeit mehr, eine Rückreise zu organisieren. Seit wir die EU verlassen haben, sind wir aber in der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eingetragen. Wir hätten niemals geglaubt, dass dieser Eintrag einmal so wichtig sein würde. Auf jeden Fall läuft zu dieser Zeit die Rückholaktion über die deutsche Botschaft in Trinidad, die auch für Grenada zuständig ist, auf Hochtouren. Wir bekommen von der Botschaft in Trinidad regelmäßig neue Infos und Handlungsanweisungen. Wenn nicht noch irgendwas dazwischen kommt, sollen die Flüge ab 07.04. starten. Bis dahin hat die Botschaft logistische Meisterleistungen zu vollbringen. Zum Amtsbereich gehören die meisten der kleinen Inselstaaten der kleinen Antillen. Es scheinen noch eine ganze Menge Individualtouristen hier zu sein, irgendwo versprengt auf den vielen schönen Inselchen. Da es strikte Ein- und Ausreise-Verbote, bis zur absoluten Ausgangssperre gibt, muss die Botschaft für alle möglichen Dinge Sondergenehmigungen auf höchster Ebene verhandeln.
Hier kontrolliert z. B. die Cost Guard alle paar Tage, dass die Werft wirklich nicht arbeitet. Wir haben aber Mailkontakt mit Linda aus der Rezeption. Sie beantwortet Mails von zu Hause und gibt uns alle Unterstützung, die sie in der Situation geben kann.
WLAN ist jetzt ganz wichtig. Das bekommen wir vom Hafen, unser Router verstärkt es, so können wir alles vom Boot aus erledigen.
Ansonsten gibt es hier nichts mehr. Das Restaurant und das benachbarte Hotel sind geschlossen. Die Farmer, die uns 2x die Woche frisches Obst und Gemüse verkauft haben, dürfen auch nicht mehr kommen. Ansonsten wird es immer ruhiger hier. Die Kanadier und US-Amerikaner wurden schon ausgeflogen, dann sind hier noch 3 Boote am Anker, die wohl nicht wegwollen oder können. Außerdem ist noch ein französischer Katamaran hier. Unsere Botschaft hatte angeboten, freie Plätze an andere EU-Touristen zu vergeben. Wir haben ihnen die entsprechenden Kontakt-Daten gegeben und sie haben 2 Plätze bekommen und waren happy.

Der Flug war für den 07.04. angekündigt, also gingen die Franzosen und wir am 06.04. wieder an den Steg, um die Restarbeiten am Schiff für unsere Abwesenheit zu erledigen, als wir eine Mail erhielten, dass der Flug erst am 09.04. stattfindet. Das teilten wir auch der Marina sofort mit. Daraufhin muss wohl der Eigentümer der Marina beim Flughafen angerufen haben. Er bekam natürlich die Auskunft, dass der Flughafen geschlossen ist und keine Flüge stattfinden. Er ließ uns mitteilen, dass wir den Steg wieder zu verlassen haben.
Wir hatten aber inzwischen den Rückholflug gebucht und die notwendigen Formulare ausgefüllt.
Am 08.04. nachmittags kam dann endlich die Mail, wann der Flug ab Grenada startet. Für den Transport zum Flughafen hatten wir selbst zu sorgen, bekamen aber die entsprechenden Passierscheine. Diese Organisation übernahmen für uns alle 4 die Franzosen über das französische Konsulat.

Am Donnerstag, den 09.04.
war für 8.00 das Taxi bestellt, 8.25 sollten wir am Flughafen sein. Es wurde später und später, das Taxi kam nicht. Françoise telefonierte wie ein Weltmeister, aber 8.30 warteten wir immer noch im Hafen. Es stellte sich heraus, dass der Taxifahrer noch tanken musste. Die Tankstellen auf der ganzen Insel haben nur heute offen. Entsprechend lange Schlangen und verstopfte Straßen gab es rund herum. Um 8.45 kam ein anderes Taxi. Der Fahrer fuhr wie die Feuerwehr. So waren wir schon kurz nach 9.00 am Flughafen, wo wir wohl bis dahin auch nichts verpasst hatten.
Die kleine Propellermaschine, die uns von Grenada mit einer Zwischenlandung auf St. Vincent nach Barbados bringen sollte, traf auch mit Verspätung ein. In Barbados landeten noch mehrere kleine Flugzeuge von anderen Inseln. Hier durften wir nicht in die normale Abfertigungshalle, sonst hätten wir dort für 14 Tage in Quarantäne gehen müssen, auf eigene Kosten, versteht sich. Deshalb wurden wir in einen Innenhof geführt, wo wir mit Trinkwasser versorgt wurden. Zufällig fanden wir auch die Stelle, wo das Gepäck hingebracht wurde, denn wir mussten es selbst neu einchecken. Die Condor Maschine, die uns nach Frankfurt am Main brachte, startete fast pünktlich – geschafft, jetzt kann doch wohl nicht mehr viel schiefgehen!
Am nächsten Morgen sind wir gut auf dem Frankfurter Flughafen gelandet. Es war ungewöhnlich ruhig. Aber im Gegensatz zur Karibik hatten hier einige Backshops offen. So gönnten wir uns erstmal ein ordentliches Frühstück im Stehen.
Alles in allem sind wir gut zu Hause angekommen, (was natürlich unsere Familie und alle anderen Leute in unserem näheren Umfeld längst wissen). Allerdings hatten wir uns hier sofort beim Gesundheitsamt zu melden und stehen nun für 2 Wochen unter häuslicher Quarantäne.

Fazit:
Wir waren noch nie innerlich so zerrissen bei einer Reise nach Hause, wie dieses Mal.
Wir mussten das Boot im Wasser zurücklassen, weil die Werft nicht arbeiten darf. Auch wenn uns versichert wurde, das Boot so schnell wie möglich an Land zu holen, weiß niemand, wann das sein wird. Hoffentlich noch vor der nahenden Hurrikan-Saison.
Außerdem ist völlig offen, wann wir wieder zu unserem Boot reisen können.
Andererseits haben wir uns auch gefreut, wieder zu Hause zu sein, auch wenn wir jetzt wieder eingesperrt sind und auch danach das Leben nicht so normal verlaufen wird, wie wir es gewohnt waren.  Aber das geht ja allen so!

So, das war’s erstmal.

Wir legen an dieser Stelle wieder eine Pause ein, diesmal auf unbestimmte Zeit.

Bleibt gesund und kommt möglichst gut durch diese Zeit.

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