Dass ihr so lange nichts von uns lesen konntet, hat aber auch damit zu tun, dass wir uns hier wohl eher in der Internet-Wüste befinden. Wenn wir Internet brauchen (ziemlich oft) müssen wir mit unserem ganzen Rechnerkram in ein Restaurant gehen, wo meistens die Sonne auf’s Display scheint, die Bordkasse immer dünner und die Hüften immer dicker werden. Oft erwischt man trotzdem ein schlechtes Netz.
Ich habe es mit Mühe geschafft, einige Details von unserem Schiff auf die Seite zu stellen. Vielleicht hat sie der/die eine oder andere schon gelesen. mehr …
Über die Wochen auf Gran Canaria werde ich also im Schnelldurchlauf berichten, wenn wir wieder auf Lanzarote sind und damit wenigstens einigermaßen Internet haben. Hat der aufmerksame Leser jetzt Fragezeichen in den Augen???
Wieso denn jetzt wieder Lanzarote, eigentlich wäre doch Tenerife dran??
Stimmt! Uns gefällt es auf Lanzarote sehr gut, aber eigentlich hat unsere Rückfahrt mit der o.g. Beschäftigung zu tun, also später.
Jetzt erst mal der Reihe nach.
Besuch aus der Heimat
Anfang Februar ist es dann soweit. Unser Besuch trifft ein. Gabi, Donald und Lilli kommen am Sonnabend (30.01.).
Am späten Sonntagabend (31.01.) treffen Steffi, Ingmar und Fine ein. Sie bringen uns noch eine Tasche voller Ersatzteile für’s Boot von zu Hause mit.
Das waren nun für unser Boot aber doch zu viele Leute. Sie haben sich deshalb in einer Ferien-Anlage in der Nähe des Hafens einen Bungalow gemietet und wir verbrachten die Zeit alle gemeinsam oder mal mit der einen und mal mit der anderen Familie.
Wir fuhren in die Berge,
verbrachten einige Abende in der Bungalow-Anlage, feierten Lillis 17. Geburtstag in einem schönen Restaurant etwas abseits der ausgetretenen Touristenpfade
und konnten bei schwachen Winden kurze Segeltörns unternehmen.
So verging die eine Woche wie im Flug, denn länger waren die Ferien nicht und sie mussten alle zurück in die winterliche Kälte.
Dass wir hier bleiben dürfen, geniessen wir. Darauf haben wir uns schon seit vielen Wintern gefreut.
Sonnenuntergang im Hafen
Frühling, Felsen und hübsche Orte
Als unser Besuch wieder abgereist war, haben wir uns wieder mal ein Auto gemietet, um noch einige Orte zu besuchen, in denen wir noch nicht waren, z.B. Santa Lucia und Tejeda, fast im Zentrum der runden Insel. Außerdem soll jetzt hier Frühling (ist es doch immer…??) und in Tejeda Mandelblüte sein.
Wir haben also versucht, einige schöne Blüten einzufangen. Für meisten Pflanzen kennen wir zwar die Namen nicht, aber es ist trotzdem ein farbenfroher Anblick. Es ist Februar und hier grünt und blüht es!
Auch die Berge sind beeindruckend. Auf den engen Strassen kann man nicht überall anhalten. Ich habe deshalb auch während der Fahrt aus dem Auto fotografiert.
Die beiden Orte hier oben Santa Lucia und Tejeda fanden wir sehr schön. Zum Mandelblütenfest kamen wir aber ein paar Tage zu spät.
Wintereinbruch auf Gran Canaria
Unseren Aufenthalt auf Gran Canaria wollten wir eigentlich am Montag, den 15.02. beenden, aber die Wetterdaten sagen starke Winde aus N bis NO voraus. Es gibt sogar Sturmwarnungen.
Da bleiben wir doch lieber noch eine Woche hier und machen es uns bei Sandsturm und Regen und kühlen 15°C im Boot gemütlich.
Aus den Nachrichten erfahren wir später, dass es in den Bergen geschneit hat, und dass alle Räumfahrzeuge im Einsatz waren. Auch für Tenerife trifft das zu.
Durch seine Lage an der Südküste bleibt es in diesem Hafen noch relativ ruhig. Ich kann diese Zeilen wenigstens in Ruhe offline schreiben.
Zurück nach Lanzarote
Eine Woche später (22.02.) sehen die Wetterdaten einigermassen moderat aus. Nur die Windrichtung ist NO wie fast immer, aber genau in diese Richtung wollen wir, nämlich nach Lanzarote. Wir verlassen gegen 10.30 Uhr den Hafen in Pasito Blanco mit Ziel Morro del Jable im Süden von Fuerteventura. Nach fast genau 24 h sind wir nach einer recht ruppigen Fahrt, größtenteils unter Maschine gegen Wind und Welle da. Wir ankern vor einem schönen Sandstrand und schlafen erstmal aus. Allerdings steht die Erkundung der Insel diesmal wieder nicht auf dem Plan. Am Mittwoch geht es weiter nach Gran Tarajal. Die Strecke ist nicht so lang, deshalb sind wir ein Stück am Wind gesegelt und haben in der Spitze eine Geschwindigkeit von 8 kn erreicht. Das ist zwar angenehmer als motoren, aber leider bringt einen so ein Kreuzkurs dem Ziel nicht so viel näher. Wir ankern in einer Bucht neben dem Hafen von Gran Tarajal. Hier bleiben wir noch einen Tag, weil wieder starke Winde mit über 30 kn vorausgesagt sind.
In der Bucht steht starker Schwell, so dass wir uns selbst vor Anker im Boot gut festhalten müssen. Gegeneinander laufende Wellen krachen immer wieder gegen den Bug.
Am Freitag (26.02.) müssen wir früh los, denn die Strecke bis nach Lanzarote ist nicht bei Tageslicht zu schaffen. Gegen 4.30 Uhr sind wir startklar und wollen den Anker hoch holen. Die Ankerwinsch zuckt kurz … dann ist Ruhe. Um nach der Ursache suchen zu können, muss erst mal das Vorschiff ausgeräumt werden. Chaos! Die Sicherungen sind ok. Weitere Forschung ist bei den Schiffsbewegungen und bei Dunkelheit kaum möglich. Das heißt, der Anker muß von Hand hochgezogen werden. Kraftsport am frühen Morgen!
Gegen 5.00 Uhr geht es dann endlich los. Heute werden wir motoren müssen, denn der Wind kommt wieder genau von vorn. Zum Kreuzen bleibt bei der langen Strecke keine Zeit. Wir müssen den Hafen unbedingt heute erreichen, denn für die nächsten Tage gibt es schon wieder Sturmwarnungen. Da macht Ankern keinen Spass. Unterwegs bleibt noch mehrmals der Motor stehen, weil der Dieselfilter verstopft ist. Irgendwann geht auch noch Wolfgangs Brille über Bord. Was für ein toller Freitag!!!
Gegen 19.00 Uhr erreichen wir mit dem allerletzten Tageslicht den Hafen, machen an der Tankstelle fest, füllen die fast leeren Dieseltanks wieder auf und sind froh, dass wir diese Nacht am Empfangssteg bleiben können. Auf noch ein Anlegemanöver bei kräftigem Wind haben wir jetzt keine Lust mehr…..
Die Entscheidung
Wenn jetzt jemand der Meinung ist, wir beenden unsere Reise und fahren wieder nach Hause, den können wir beruhigen. Nein, nach Hause fahren wir nicht, aber ein ganzes Stück zurück. Nämlich bis nach Lissabon.
Wir mussten eine Grundsatzentscheidung treffen, wie wir weiter machen wollen. Mein Rücken meldet sich immer wieder, Wolfgangs Schulter auch manchmal.
So haben wir nach anderen Formen des Reisens gesucht und sind schließlich zu dem Schluß gekommen, dass dieses ungezwungene Leben des Reisens auf dem Wasser, bleiben oder weiterfahren, wie man gerade will, genau das ist, was wir wollen. Es darf aber etwas bequemer sein.
Wir haben nach einem ‚altersgerechten‘, leichter zu bedienenden Boot gesucht und gefunden. Bavaria baut seit einigen Jahren eine Serie, die genau diese Bedürfnisse berücksichtigt, die Bavaria-Vision (Testberichte gibt es im Internet). Allerdings müssen wir von unseren damals gestellten Prioritäten – Boot aus Stahl oder Aluminium und Liftkiel – Abstand nehmen. Alles geht eben nicht.
Wir fanden einen Händler in Portugal, der unser Boot in Zahlung nimmt. Er kam Anfang Januar nach Gran Canaria, um sich unsere Nereus anzusehen. In der folgenden Woche flogen wir nach Portugal und sahen uns an der Algarve eine baugleiche Bavaria Vision als Gebrauchtboot im Original an. Der Kaufvertrag für eine Bavaria 46 Vision, die nach unseren Bedürfnissen ausgestattet ist, wurde wenige Tage später in Lissabon geschlossen. Wir haben alle Boote, die wir bisher hatten, von klein bis groß, gebraucht gekauft. Einmal darf es ein neues Boot sein.
Damit steht auch unsere Route und unser Zeitplan für die nächsten Monate fest. Wir sind jetzt erstmal zurück auf Lanzarote und im April, wenn hoffentlich der richtige Wind weht, geht es, eventuell über Madeira, nach Lissabon. Dort werden wir voraussichtlich Mitte Mai das neue Boot übernehmen, alles umräumen und wieder nach Lanzarote fahren. Wenn alles klappt, wollen wir im Sommer zu Hause sein und im Herbst die Erkundung der Kanarischen Inseln fortsetzen.
So, nun sind hoffentlich alle Rätsel gelöst. Alle Leser können sich zufrieden zurücklehnen und auf die nächsten Berichte warten.