Gefangen im Paradies

03.04.2020Logbuch

 

Zuerst in eigener Sache:

Uns geht es  gut. Wir sind wieder in Grenada und ankern vor der Grenada Marina.
Dieser Beitrag sollte schon lange fertig sein, aber irgendwie hatte ich in der letzten Zeit durch die aktuellen Ereignisse mit ihren ständig wechselnden Informationen nicht die Gedanken, mich darum zu kümmern. Ich werde nun versuchen, alles was seit dem letzten Beitrag passiert ist, aufzuschreiben und möchte euch natürlich auch die Bilder nicht vorenthalten.
Deshalb ist am Anfang die Welt noch in Ordnung.

 

Dienstag, 25.02.20

Von Grenada nach Carriacou

Gegen 8:30 Uhr gehen wir Anker auf. Wir haben ca. 40 Meilen vor uns und rechnen mit 8 Stunden. Der Wind kommt und geht, nach 2 Stunden müssen wir sogar reffen. Nach 7 h und 15 min haben wir die Tyrrel Bay von Carriacou erreicht. Diese Bucht hatten wir vom letzten Jahr in schlechter Erinnerung. Sie war voll, der Anker griff erst nach vielen Versuchen, wir blieben nur 1 Nacht.
Jetzt gefiel es uns schon besser. Allerdings muss man beim Ankern sehr aufmerksam sein, weil die Bucht mit Riffen gespickt ist. Wir wollen ein paar Tage bleiben und uns die Insel ansehen. Da passte es gut, als am nächsten Tag Simon in seinem kleinen Boot vorbei kam und uns eine Taxifahrt über die Insel anbot. Der Preis wurde ausgehandelt. Als wir am nächsten Tag zum vereinbarten Treffpunkt kamen, war da natürlich kein Taxi, sondern ein altes klappriges Privat Auto. Wir stiegen ein. Simon machte seinen Job gut. Zuerst ging es zum Paradies-Strand. Wirklich schön, mit Sandy Island im Blick. Da wollen wir auch noch hin. Wir durften spektakuläre Ausblicke rund um die Insel geniessen. Schliesslich landeten wir auf dem Grundstück eines kleinen Krankenhauses, das 1907 hoch oben isoliert erbaut wurde, um damals ansteckenden Krankeiten den Kampf anzusagen.
Von hier oben soll man den besten Ausblick über die Insel haben. Dann wollte Simons Auto nicht mehr. Wir hatten also genügend Zeit, den Ausblick zu geniessen. Mit 2 Kupferdrähten!!! wurde das Auto wieder zum Laufen gebracht und die Fahrt konnte weiter gehen. Noch einen kurzen Abstecher in den Süden, dann waren wir wieder in der Werft, wo wir unser Dinghi angebunden hatten. Wir hatten noch Lust auf einen Rumpunch in der benachbarten Bar bevor wir wieder zu unserem Boot fuhren.

Bequia

Bequia – Behördengebäude

Unser nächstes Ziel war Bequia. Diese Insel gehört zu ‚St. Vincent und die Grenadinen‘. Wir mussten also in Carriacou ausklarieren und in Bequia wieder einklarieren. Dummerweise hatten wir uns für diesen Tripp ein Wochenende ausgesucht, waren aber erst am Montag zum Einklarieren. Die Behörde hatte aber auch am Sonntag offen und wir mussten deshalb trotzdem den Sonntagszuschlag bezahlen. Es dient hoffentlich einem guten Zweck.

 

Bequia – Breadman

Ansonsten gefiel es uns hier wieder so gut, wie im letzten Jahr. Frisches Baguette wurde morgens ans Boot geliefert.

Bequia – Breadman

 

 

 

 

Die Dinghi-Docks sind gut ausgebaut, so kann man sich auch auf dem Obst- und Gemüse-Markt gut versorgen. Das Angebot in den Supermärkten ist allerdings, wie überall auf den Grenadinen, sehr eingeschänkt.

Wir machten einige ausgedehnte Spaziergänge über die Insel, um die Ausflüge vom letzten Jahr zu ergänzen. Der Strandweg um die große Ankerbucht ist gut ausgebaut. Viele Restaurants und Bars und andere Einrichtungen werben um Kunden.

Der Strand, vor dem wir ankerten, ist die lower Bay. Mit dem Dinghi kann man hier kaum anlanden, deshalb machten wir uns zu Fuss auf den Weg.

Die Insel Bequia sollte für diese Saison die nördlichste sein.
Nach 2 Wochen starteten wir am 14.03.20 wieder in Richtung Süden.

Canouan

Für die folgenden Tage hatten wir lange Zeit vorher das Wettergeschehen beobachtet, denn wir wollten bei ruhigem Wetter die kleinen Inseln der Grenadinen erkunden. Im letzten Jahr hatten wir hier viel Wind, so dass wir dieses Revier ausgelassen haben.
Das Wetter passte tatsächlich. Wir fuhren zunächst zur Insel Canouan und gingen in der großen Bucht vor Anker. Von hier aus sind unsere nächsten Ziele, die Tobago Cays und die Insel Mayreau auf kurzen Törns zu erreichen.

diese Inseln mussten wir wieder auslassen

Diese Vorhaben lösen sich sofort in Luft auf, als wir erfahren, dass nach Grenada keine Deutschen mehr einreisen dürfen und bereits Kreuzfahrt-Schiffe abgewiesen wurden. Corona hat uns also auch hier im Paradies erreicht. Jetzt wollen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen nach Grenada, um unser Schiff dort während der Hurrikan-Saison möglichst sicher unterzubringen. Hier gibt es solche Häfen nicht, ausserdem nimmt die Hurrikan-Gefahr im südlichen Grenada deutlich ab.

In Canouan kann man ausklarieren, aber nicht am Wochenende. Am Montag waren wir die ersten, die auf die Beamten warteten, denn die kamen erst 1 Stunde später als wir lt. Revierführer erwartet hatten. Dann lief aber alles ganz normal und nach einer weiteren Stunde konnten wir den Anker hoch ziehen.
Gegen 14.00 Uhr liefen wir wieder in der Tyrrel Bay von Carriacou ein. Als der Anker sitzt fahren wir schnell zum Einklarieren. Hier war wohl schon Panik ausgebrochen. Auf dem Steg der Werft sassen Leute in totaler Verkleidung. Das kleine Büro der Behörde dürfen wir nicht betreten, die Unterlagen wurden durch einen schmalen Schlitz eines Schiebefensters gereicht. Auf den Tischen standen Desinfektionsmittel, die Beamten trugen Handschuhe und waren genervt, nur zum Geld zählen wurden die Handschuhe ausgezogen !?? Der Andrang war ungewöhnlich groß.
Schliesslich hat alles geklappt und wir bekamen den Stempel in unsere Pässe. Damit waren wir wieder offiziell in Grenada eingereist.

Zurück in Grenada

Jetzt mussten wir sehen, dass wir mit unserem Schiff in die Grenada Marina kamen, denn dort hatten wir einen Platz an Land reserviert.
Am 20.3. bekamen wir dort einen freien Platz am Steg. Wir bekamen auch einen Krantermin für den kommenden Donnerstag, denn wir hatten inzwischen zusätzlich zu unserem normalen Flug im April noch einen für den 27.3. Kaum waren die Termine klar, schloss Grenada den Flughafen. Unsere Flüge finden nicht statt. Bis dahin gab es in Grenada und auch im benachbarten St. Vincent, von wo wir kürzlich eingereist sind, nicht eine einzige Corona Erkrankung. Was soll diese Panik???
Unser Schiff konnte jetzt jedenfalls nicht an Land gebracht werden, weil wir nicht für längere Zeit dort auf dem Boot leben durften. Vom Steg mussten wir auch weg, wir gingen vor der Marina vor Anker und durften das Boot nicht mehr verlassen. Damit mussten alle Vorbereitungen, die wir bisher für eine Abreise getroffen hatten, wieder rückgängig gemacht werden.

Aus heutiger Sicht sind wir übrigens froh, dass unsere Ersatzteil-Lieferungen so lange gedauert haben. Sonst wären wir wohl zur entscheidenden Zeit, wie viele andere Segler auch, in der Nord-Karibik gewesen, wo die Situation bezüglich der nahenden Hurrikan-Saison wesentlich dramatischer ist.

 

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