Von Barbados nach St. Vincent

16.02.2019Logbuch

Um es gleich vorweg zu nehmen, wir sind gut auf St. Vincent in der Bucht von Chateaubelair angekommen. Auch diese Strecke dauerte einige Stunden länger, als wir dachten und das brachte uns etwas Hektik ein …

Aber der Reihe nach:

Der letzte Beitrag ist ja mehr als knapp ausgefallen, weil nach der Atlantik-Überquerung und der nicht endenden Schaukelei am Ankerplatz vor Barbados irgendwie die Muße und die Konzentration fehlte, einen ausführlichen Beitrag zu verfassen.
Das soll jetzt wenigstens in Stichpunkten und Bildern nachgeholt werden.

Über den Atlantik

Vitamine für unterwegs

Reparaturarbeiten auf dem Vordeck

Unser Schiff lässt sich komplett aus dem Cockpit bedienen. Wenn sich aber eine Leine verklemmt oder etwas kaputt geht, dann muss auch auf dem Vordeck gearbeitet werden, natürlich nur mit Rettungsweste und angeleint. Hier hatte sich die Baumbremse gelöst, weil sich der Schäkel, mit dem sie befestigt war, aufgebogen hatte.

Barbados

Zugegeben, wir haben von der Insel nicht viel gesehen. Aber einen kleinen Eindruck haben wir schon bekommen. Wir hatten gelesen, dass die Ankerbucht im Süden der Insel vor der Hauptstadt Bridgetown sehr unruhig sein soll. Deshalb entschieden wir uns für den kleinen privaten Hafen Port St. Charles im Norden der Insel zum Einklarieren. Der Anker fiel vor dem kleinen Ort Speightstown, der zweitgrößten Stadt der Insel. Wegen der Brandung ist das Anlanden mit dem Dinghi am Strand meist etwas feucht. Hat man dieses Manöver überstanden, kann man hier alle notwendigen Lebensmittel einkaufen. Einige Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein. Alles zu für uns noch ungewohnt hohen Preisen. Eine weitere Möglichkeit an Land zu kommen, ist der Yacht Club. Dort gibt es ein Dinghi Dock, d.h. eine kleine schwimmende Plattform, an der man das Dinghi festmachen und relativ bequem und vor allem trocken aussteigen kann. Nur hier gibt es ausser dem Yacht Club und einer bewachten Luxus-Residenz nichts weiter. Einmal haben wir uns von hier aus auf den Weg in die Stadt gemacht und festgestellt, dass es viele eingezäunte und bewachte Wohnviertel gibt. Auch Schulen sind hinter Mauern und Wachhäuschen versteckt. Für uns eine etwas befremdliche Atmosphäre.
Richtiges Karibik-Feeling kommt hier ohnehin noch nicht auf, obwohl wir natürlich vom Boot aus in angenehm temperiertes Wasser steigen und unsere Runden um’s Boot schwimmen können.

Bereit zum Einklarieren.

Hauptstrasse von Speightstown.

Hauptstrasse von Speightstown.

Eine Bank in Speightstown.

Obst- und Gemüsestand.

Die Stadt vom Wasser aus.

Ein Nobelrestaurant direkt am Wasser.

Im Yacht Club

Weiter nach St. Vincent

Weil die Strecke zu lang für eine Tagesetappe ist, wollen wir am Nachmittag losfahren, um am nächsten Morgen in St. Vincent anzukommen,
Donnerstag, 07.02.19: Lt. Wettervorhersage brauchen wir hier erst gegen 15.00 Uhr losfahren und wären am Freitag zwischen 8.00 und 10.00 dort. Wir sind kurz nach 12.00 Uhr fertig. Deshalb segeln wir zuerst noch an der Küste entlang Richtung Süden, um uns wenigstens von Weitem die anderen Teile der Insel anzusehen. Dann gehen wir auf Kurs und steuern den Norden von St. Vincent an. Die Überfahrt gestaltet sich als Fortsetzung der Atlantiküberquerung: wenig Wind, viel Welle aus verschiedenen Richtungen. Die Schaukelei nimmt kein Ende. Insgesamt sind wir viel zu langsam. Wir befürchten sogar, dass wir die Einklarierung am Freitag bis 16.00 Uhr nicht mehr schaffen. So lassen wir immer, wenn es besonders langsam wird, die Maschine mitlaufen. Am Freitag gegen 08.40 Uhr sehen wir die ersten Umrisse von St. Vincent, das heisst aber nicht, dass wir gleich da sind. Obwohl wir das Nordkap in gebührendem Abstand passieren, bekommen wir den Kapeffekt in Form von ungleichmäßigen hohen Wellen und starkem Gegenstrom zu spüren. Da müssen wir durch. Die Algenteppiche, die wir auch im Atlantik schon hatten, behindern zusätzlich, weil sie sich um die Schraube legen.

Freitag, 08.02.19 um 13.50 Uhr Fest am Ankerplatz in der Bucht von Chateaubelair, direkt vorm Customs-Office … dachten wir … als ein Boatsboy kam und uns eindringlich erklärte, dass es in der Nacht starke Winde aus Nord gibt. Dann war dieser Ankerplatz allerdings sehr gefährlich. Er wies uns auch gleich einen Platz an der nördlichen Steilwand der Bucht zu, die auch im Handbuch als sicher beschrieben war. Auf der Wetterkarte waren solche Winde nicht zu sehen. Also eine regionale Wettererscheinung oder Abzocke??? Egal, wir folgen seinem Rat, kommen allerdings dadurch etwas in Hektik, weil das Office um 16.00 Uhr schliesst. So ein Ankermanöver braucht schließlich seine Zeit und Ruhe. Wenn man da in übermüdetem Zustand gleich von der Seite angequatscht wird, ist das kontraproduktiv. Wolfgang entschließt sich, den gerade festsitzenden Anker wieder hochzuziehen, dabei verfängt sich die Leine der Ankerboje im Bugstrahlruder. Schei…. Hoffentlich ist da nicht größerer Schaden entstanden. Das werden wir erst später rausfinden. Jetzt schnell das Beiboot ins Wasser lassen, die notwendigen Unterlagen zusammenpacken und ans Ufer zum Einklarieren.

Bei Customs und Immigration geht alles problemlos, allerdings in einem Raum, der den Namen ‚Office‘ auf keinen Fall verdient. Zuerst werden wir in einen schmucklosen, etwas schmuddeligen Nebenraum geführt, in dem ein Tisch und ein Stuhl stand. Auf dem Tisch lag ein Formular von der Immigration, das wir ausfüllen mussten. Nachdem der Beamte 3 Kopien unserer Crew-Liste bekommen und mit unseren Pässen verglichen hatte, gingen wir zum Customs. Der Beamte sass hinter einer kleinen Wandöffnung in einem fensterlosen!!! Raum. Einzige Lichtquelle war eine Glühlampe, die er im Rücken hatte. Für uns gab es keine Möglichkeit, unsere Papiere und Taschen irgendwo abzustellen. Also landete alles auf dem mehr als dreckigen Fussboden. Nachdem er alle Unterlagen akribisch geprüft hatte, gings ans bezahlen. Wir haben noch keine EC$ und bekommen hier auch keine, deshalb musste ich mit US$ bezahlen. Er rechnete um, 28 US$. Ich schob 30 rüber. Er nahm sie. Wechselgeld gab es nicht. Das passierte uns dann noch öfter. Wir brauchen unbedingt das bunte Geld!

St. Vincent – Chateaubelair

Sonnabend, 09.02.19

Als wir gestern zum Einklarieren wollten, landeten wir direkt vor dem Haus von Fizmore, der uns half, unser Dinghi aus dem Wasser zu ziehen. Er brachte uns auch zum Office und erklärte unterwegs kurz, was es hier im Ort alles gibt. Außerdem bot er an, uns zum nahegelegenen Wasserfall zu führen. Wir verabredeten uns für heute und gehen wieder direkt an seinem Haus an Land.
Der Weg geht zunächst durch den Ort noch oben, vorbei an einem sehr gepflegten Wasserwerk und einer von Sturm und Regen zerstörten Brücke, für die es aber eine Umleitung gibt. Unter der Brücke wäscht eine Frau Unmengen von Wäsche im Wasser, das vom Berg kommt. Überhaupt scheint hier heute überall Waschtag zu sein. Getrocknet wird die Wäsche überall, auf Geländern, Mauern, Dächern, manchmal auch auf einer Wäscheleine.
Dann laufen wir durch üppig grüne Landschaft. Einige Pflanzen erklärt und unser Begleiter. Ein Regenguß erwischt uns. Das Wasser ist warm und alles trocknet schnell wieder. Fizmore klettert auf einen großen Baum, der voller Orangen hängt und pflückt einige der saftigen Früchte für uns. Dann müssen wir noch über eine aus Bambusstämmen gebaute Hänge-Brücke und sind am National Park, in dem der Wasserfall ist. Das Gelände macht einen gepflegten Eindruck. Es gibt Picknickplätze und ein Umkleide-Häuschen, denn hier kann man unter dem Wasserfall duschen. Es gibt sogar extra ein Becken, wo Kinder baden können. Na da zahlt man doch gerne etwas mehr Eintritt, denn auch hier gibt es kein Wechselgeld.

Der Rückweg geht schneller, weil talwärts. Die Häuser im Ort sind oft in schlechtem Zustand, es liegt viel Gerümpel herum. Dann sind wir wieder am Strand, verabschieden uns von Fizmore und fahren zum Boot, denn hier muss noch die Leine aus dem Bugstrahlruder geholt werden. Das Boot bewegt sich aber stark im auffrischenden Wind, so dass die Arbeit abgebrochen werden muss. Wir müssen morgen noch hier bleiben und die Leinen wenigsten so abschneiden, dass die Klappen richtig schliessen. Das gelingt dann auch. Wir können am Montag die Bucht verlassen.

Chateaubelair, Sonnenuntergang in der Ankerbucht.

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