Von Bayona nach Cascais

01.08.2015Logbuch

Adios Spanien – Ola Portugal

Am Freitag, den 17.07.15 verlassen wir den letzten Ankerplatz und Spanien. Am Abend werden wir in Portugal sein.
Wir ziehen schon am Ankerplatz das Groß hoch, es ist kein Wind und viel ist auch nicht zu erwarten. Wir versuchen ein paar Mal zu Segeln mit Groß und Kutter, es ging aber nicht. Wir dümpeln nur so dahin, schließlich nehmen wir auch das Groß weg. Wir überfahren die Grenze nach Portugal und wechseln die Gastlandsflagge.
Kurz vor dem Ziel kommt doch nochmal Wind. Wir ziehen die Genua raus.
Vor der Mole an der Einfahrt nach Viana do Castelo trainieren mehrere Gruppen von Segelschulen, die mutig um unseren Bug tanzen. Wir starten vorsichtshalber die Maschine, um besser ausweichen zu können, falls es eng wird. Der Wind wird stärker.
Kurz vor der Einfahrt in den Rio Lima nehmen wir die Genua weg. Wir hatten gelesen, dass hier der Wind stark schwankt, außerdem hat er nocheinmal zugenommen. In diesem Getose wimmelt es von kleinen Seglern, Surfern und Kitesurfern, die sich über den Wind freuen und uns in diesem engen Gewässer immer wieder vor den Bug fahren. Wir haben Mühe, das Schiff im betonnten Gewässer auf Kurs zu halten.
Schließlich finden wir doch den Weg in den Hafen dirkt vor der Eisenbahnbrücke. Die kleine Fußgängerbrücke wird geöffnet und wir können einfahren. Der Wind tobt immer noch und der Hafen ist sehr klein und voll. Nach einigem Manövrieren finden wir einen Platz am Gastanleger, das Heck an einer Mooring. Belgier und Holländer von den Nachbarbooten helfen beim Anlegen. Als wir alle Leinen fest hatten, ließ auch der Wind nach – na prima!
Für kaum Wind in der Vorhersage, war es dann gerade in der schwierigsten Phase ganz schön kräftig.
Für die nächsten Tage ist kein passender Wind angesagt, so dass wir den Aufenthalt mal wieder verlängern müssen. Am Montag soll es nun weiter gehen nach Leixoes.

Es kam aber anders … Am Montag musste erstmal die Toilette repariert werden. Sie macht schon seit ein paar Tagen Probleme, jetzt ist sie total verstopft. Eine Sch… Arbeit.
Unsere Vorbereitungen am Dienstag, 21.07.15, laufen zunächst planmäßig.
Der Gastanleger ist inzwischen voll belegt, die Boote liegen sehr eng, nur die Fender halten den Abstand. Wir wollen den Hafen verlassen, bevor die Fußgängerbrücke geschlossen wird. Also Mooringleine los, Vorleinen los und langsam rückwärts aus der Parklücke. Plötzlich geht der Motor aus. Schnell die Leinen wieder fest. Ohne die helfenden Hände der Mitsegler aus den anderen Booten wäre das kaum möglich.
Fazit: die Mooringleine hatte sich um die Schraube gewickelt. Ohne lange zu überlegen, zieht Robert aus Holland, der mit seiner Familie auf dem Rückweg ist, seinen Neoprenshorty an, setzt die Taucherbrille auf und steigt in das dreckige Hafenwasser. Mit viel Ausdauer und trickreichen Einfällen gelingt es ihm schließlich nach etwa 1 ½ Std. die Schraube zu befreien. Vielen Dank Robert und der Familie, die so lange mit dem Frühstück warten musste. Leider werden wir uns unterwegs nicht mehr treffen, weil wir in die andere Richtung fahren.
Eine Stunde später sind wir plötzlich im dicken Nebel, der Wind wird schwächer, der Diesel muss helfen. So können wir nichts von der Küste sehen. Am Nachmittag reisst der Nebel vom Meer her auf, später gibt er auch den Blick auf die Küste frei. Die Landschaft hat sich verändert. Aus der dichten Bebauung und Industrielandschaft sind lange,flache, helle Strände geworden. Das sieht nach Urlaub aus.
Wir umfahren ein Sperrgebiet, als sich plötzlich ein Marineboot für uns interessiert. Es umkreist uns, die Männer winken uns freundlich zu und drehen wieder ab.
Der Anker fällt an einem kleinen Ankerplatz neben der Marina von Leixoes, dank Piter. Rundrum ist Industrie. Es ist kein schöner Platz etwas ausserhalb der Fahrrinne für die Frachter und Fischerboote, aber für eine Nacht in Ordnung. Morgen geht’s weiter.
An der engen Hafenausfahrt von Leixoes müssen wir noch einem Frachter Platz machen, der gerade rein kommt. Dann setzen wir die Genua, Motor aus – Ruhe. Mit raumem Wind von 3 Bft geht es gut voran.
Später nimmt der Wind zu und das grosse Vorsegel zieht uns mit 5-6 kn bis an unser Tagesziel.
Kurz vor der Einfahrt von Aveiro nehmen wir das Segel weg, es weht kräftig. Ein Frachter will auch rein. Der ist natürlich schneller. Der Lotse gibt uns Zeichen, dass wir kreisen sollen, bis er vorbei ist. Hinter der Hafenmauer ist eine kleine Bucht, wo wir warten um den nächsten Frachter vorbei zu lassen.
In der flachen Landschaft weht auch in dem Flusslauf noch ein kräftiger Wind. Wir suchen nach der Stelle, die in verschiedenen Quellen und auch von Piter als Ankerplatz bezeichnet war. Es ist ein durch flache Molen abgetrenntes Becken, in dem viele kleine Boote an Mooringbojen liegen. Bei dem Wind wurden wir immer wieder abgetrieben. Eine Mooringleine, der wir zu nahe kamen, verfängt sich unter unserem Schiff. Wolfgang muss ins Wasser.
Endlich sitzt der Anker. Wenn der Wind nicht stärker wird, können wir hier 2 Tage bleiben.
Aveiro Aveiro
Insgesamt war es ein schöner Segeltag. Nur die starke Dünung, die teilweise quer zur Fahrtrichtung mit 1,5-2,0 m Wellenhöhe kam, war etwas unangenehm. Wenn es so weitergeht, wären wir aber vollkommen zufrieden. Am Donnerstag fahren wir mit dem Dinghi in den hübschen kleinen Ort. Sieht aus, als ob hier in den letzten Jahren viel gebaut wurde. Auch die riesigen Industrieanlagen und der Hafen auf der anderen Seite sehen recht neu aus. Es gibt einen tollen Bäcker, wo wir seit langer Zeit richtig gute Brötchen kaufen. Ansonsten gibt es einige Restaurants und Bars, aus denen zum Teil recht laute Musik kommt. Die Musik ist manchmal auch auf dem Boot in angenehmer Lautstärke zu hören.

Am Freitag, 24.07.15 gehen wir bei Regen und fast Windstille Anker auf. Unser heutiges Ziel ist die Marina von Figueira da Foz.
Gegen Mittag kommt auch etwas Wind auf. Zuerst aus SW, später noch besser 4 Bft aus NW. Mit Groß und Genua geht es flott voran. Kurz vor den Ziel sind es dann 5 Bft. Nach einer Slalomfahrt um diverse Fischerbojen bergen wir die Segel.
Wir fahren in den Hafen und wollten uns am Gaststeg einen freien Platz suchen, als wir vom Hafenmeister an den Tankponton gewunken werden. Das kam völlig unvorbereitet und bei starken Böhen. Wir brauchen eine Weile, bis die Leinen fest sind. Die Gelegenheit ist günstig. Wir füllen unseren Dieselvorrat wieder auf. Dann erledigten wir die Formalitäten beim Hafenmeister und bekamen einem Liegeplatz auf der anderen Seite des Hafens zugewiesen, wo der starke Wind uns viel Mühe machte.
Der Hafen macht einen guten Eindruck, die Duschen sind in Ordnung und es gibt gute Waschmaschinen. Ich nutze sie gleich, um den Wäscheberg etwas abzutragen. Nicht gut fanden wir, dass man ohne Chip den Steg nicht verlassen kann.
Zur Erklärung: In den meisten Häfen sind die Bootsstege durch Türen gesichert, die von aussen mit einem Code oder einem Chip geöffnet werden können. Verlassen kann man den Steg gewöhnlich ohne diese Hilfsmittel. Nicht so in diesem Hafen, deshalb auch die Anlegeprozedur am Tankponton, dem einzigen Ausgang.

Die Stadt hat uns gut gefallen. In der Nähe des Hafens finden wir eine große Markthalle, in der hauptsächlich frisches Obst und Gemüse, Blumen und Fisch angeboten werden. Zu einem Supermarkt müssen wir ziemlich weit laufen, der hat aber auch am Sonntag geöffnet.
Am Montag verlassen wir Figuera da Foz.
Foz845
Es geht es weiter nach Nazare. Ausfahrt aus dem Rio Mondego. Wir können gleich Segel setzen, die uns mit 4-5 kn vorwärts ziehen. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen von Nazare weht es wieder kräftig. Der Hafen ist sehr klein. Im Fischereihafen hatte man einige Stege für Sportboote gebaut. Wir sind etwas ratlos und wollen wieder abdrehen, als andere Segler auf den Steg kamen und uns einen Platz zeigten, der groß genug für unser Boot war. Die netten Engländer aus Bristol halfen auch beim Anlegen und hatten mächtig zu tun, denn genau beim Anlegemanöver wurde das Boot von einer Böhe mit 32 kn / 7 Bft (wie man uns später berichtet) erfasst. Gut, dass wenigstens eine Leine schon am Steg war.
Wenig später kam Doro aus Frankfurt/M an Bord. Wir kamen ins Plaudern. Sie lebt seit längerer Zeit hier und repariert ihr Boot. Es gibt einige Boote hier, die schon festgewachsen sind. Außer Duschen und einem Kiosk hat der Hafen nichts zu bieten, dafür ist er recht teuer. Die Stadt ist aber schön, wenn auch sehr touristisch. Am Strand gibt es diverse Spielmöglichkeiten für Kinder und auch Strandbars. Wir fahren mit einem Schrägaufzug in den oberen Stadteil und sind begeistert, allerdings bremst das Wetter die Aussicht heute etwas. Am Abend laufen wir noch zu dem Strandabschnitt, der vor dem Hafen liegt. Er ist leer und ruhig. Wir genießen den Sonnenuntergang.

Mittwoch, 29.07.15
Heute früh hat es noch geregnet, jetzt kommt langsam die Sonne durch. Wir gehen zum Check out und kaufen am Kiosk frische Brötchen. Dann geht es weiter. Unser nähstes Ziel war eigentlich Peniche, ein herausragendes Kap an dieser Küste. Aber wir haben keine Lust auf den engen Hafen.
Deshalb haben wir uns bei der Vorbereitung dieser Etappe entschlossen, an der vorgelagerten Insel Berlenga zu ankern.

Als wir aus der kurzen Hafenausfahrt auf’s offene Wasser kommen, ist dicker Nebel. Das hat man von drin nicht gesehen und in der Wettervorhersage war es nur leicht diesig. Das ist hier fast immer so. Also Augen auf und die Technik nutzen. Der Autopilot versagt heute auch seinen Dienst. Wind ist fast keiner, so dass der Motor läuft.
Gegen Mittag reißt der Nebel wieder vom Meer her auf. Später taucht die Küste langsam aus dem Dunst auf.
Als der Nebel verschwindet, können wir die Insel schon sehen und direkt Kurs anlegen. Es kommt auch wieder etwas Wind aus NW, so dass wir die Genua für nur eine Stunde setzen können.
Wir wollen erstmal an der Insel entlang fahren, um einen günstigen Ankerplatz zu finden. Dabei sehen wir, was das für eine tolle Insel ist. Als wir sicher sind, dass der Anker sitzt, lassen wir das Dinghi ins Wasser und sehen uns die 85 m hohe und 1,5 km lange Insel aus der Nähe an. Es ist ein Natur- und Vogelschutzgebiet mit einer alten Festung, die als Herberge genutzt wird. Ansonsten gibt es nur wenige Häuser. Mit dem Dinghi machen wir eine sehr interessante Tour durch Schluchten und Grotten. Wir hätten etwas verpasst, wenn wir hier nicht her gefahren wären.Am nächsten Tag fahren wir nochmal in die Bucht, in der die Ausflugsboote anlegen und jeden Vormittag viele Leute bringen. Die meisten werden abends wieder abgeholt. Nur wenige finden hier eine Unterkunft in der Herberge oder auf dem Campingplatz.

Am Freitag geht es weiter nach Cascais. Die 50 sm schaffen wir in Motor-Segel Kombination bei wenig Wind in knapp 10 Std. Wir wollen hinter dem Hafen ankern. Wie kann es anders sein, an der Einfahrt zeigt Rasmus, was er kann. Sturmböhen und der Ankerplatz war schon gut gefüllt. Wir finden etwas außerhalb des geschützteren Platzes eine Stelle, wo endlich auch der Anker hält. Der Ankeralarm auf dem Rechner weckt uns um Mitternacht – aber nur, weil Wind und Strömung gedreht haben. Der Anker sitzt!
Wir wollen hier einige Tage bleiben, um uns Lissabon anzusehen und Proviant für die Überfahrt zu den kanarischen Inseln zu bunkern.

Willkommen

Hallo wir sind Sigrid und Wolfgang – wir segeln mit unserer Segelyacht NEREUS in die Welt. Begleite uns auf unserem Blog. Weiter Lesen

Newsletter

Wir schreiben in unregelmäßiger Folge über die Erlebnisse während unserer Reise. Melde Dich an und Du bekommst eine Nachricht, sobald ein neues Artikel online ist.